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Zentralalpenweg 5 - Etappe St.Nikolai nach Zell am See


Roland Wiednig am Zentralalpenweg

Los gehts! Endlich! Auf nach St. Nikolai im Sölktal.😊☘️🌳


Die Fahrt mit Zug/Bus/Bus/Zug bis nach Stein an der Enns (Steiermark) klappte gut. Dann wurde es schwierig. Rauf nach St. Nikolai fahren (noch) keine Busse, geschweige denn ein Zug.

Dazu möchte ich anführen, dass ich meine An- und Abreisen zu den jeweiligen Etappen des Zentralalpenwegs, schon allein aus praktischen Gründen, ausschließlich mit öffentlichen Verkehrsmittel organisiere. Es ist eine Prämisse meiner Wanderung keine schädlichen Emissionen durch mein Vorhaben zu produzieren. Das heißt keine extra Fahrten. Auch nicht mit dem Taxi. Höchstens als Mitfahrer bei einer ohnehin geplanten Fahrt. Wandern und Naturschutz müssen Hand in Hand gehen.


In Stein an der Enns war dann allerdings Schluss mit den öffentlichen Verkehrsmittel und ich musste nach St. Nikolai per Anhalter fahren. Nach 15 Minuten nahm mich ein Paar mit ihrem Enkel mit. Auch hier musste ich mit meiner umweltschonenden Einstellung nicht brechen, weil diese Fahrt auch ohne meine Mitfahrt durchgeführt worden wäre.

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33 Grad und ein Aufstieg auf 2200 Meter üdM waren mein Einstieg in diese Etappe. Danach runter auf 1550 Meter zur Rudolf Schober Hütte. Fritz, der Hüttenwirt und Renate, seine Unterstützung, bewirten mich sehr gut. Ich war der einzige Gast. 

 

Am nächsten Morgen, nach einem tollen Frühstück, startete ich um 08:30 von der Hütte, wo schon betriebsames Treiben war - 40 Gäste wurden erwartet. Mich erwartete ein anstrengender Tag bei extremer Hitze im hochalpinen Gelände, ein wunderbares Bad in einem Bergsee und eine Nacht im Zelt auf 2000 Meter Seehõhe.

 

Bergsee
Bergsee
Zeltplatz zwischen Rudolf Schober Hütte und Breitlahnhütte
Zeltplatz zwischen Rudolf Schober Hütte und Breitlahnhütte

Nach einem fantastischen Sonnenaufgang und Abstieg zur Breitlahnhütte auf 1100 Meter gab's ein gutes Speckbrot und Kaffee. Immer war es noch sehr heiß. 

Die nächste Hütte war 1400 Höhenmeter weit entfernt. Die Preinthaler Hütte. Es war unmöglich diese heute noch zu erreichen. Gewitter waren für den Nachmittag angesagt. Dennoch wollte ich den Tag noch nutzen und einige Höhenmeter schaffen. Mittlerweile begann es zu regnen und ich konnte Donner hören. Auf 1700 Meter baute ich, bei zum Glück noch sehr leichten Regen, mein Zelt auf. Es war erst 14:30 Uhr, aber was blieb mir anderes übrig als, um dem Regen zu entkommen, ins Zelt zu kriechen und zu lesen und diese Zeilen zu schreiben.

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Ich kam jeden Tag an meine Grenzen. Die Hitze, der Rucksack und die, wie immer am Anfang einer Tour, zu wenig trainierte Beinmuskulatur. Zudem hatte ich offene Blasen an beiden Innenseiten meiner Fersen. Ist mir noch nie passiert. Die Blasenpflaster lösen sich immer wieder. Ich hatte nur noch 2 Stùck. Vielleicht hat der Hüttenwirt auf der Preinthalerhütte welche. Apotheke gab es erst in einigen Tagen in Obertauern. Ich hätte die Schuhe vor meiner Tour gut eingehen sollen.


So jetzt ist es 18:30. Momentan leichtes Nieseln. Kein Donner mehr. Jetzt noch ein wenig Lesen und danach eine hoffentlich halbwegs angenehme Nacht.

 

Die Nacht über hatte es immer wieder geregnet. Kein Blitz und Donner mehr.

Am Morgen, Tagwache 05:00, ich war bereits über 14 Stunden im Zelt, war es nicht mehr bewölkt. Alles zusammenzupacken, dauerte ca 1 Stunde, und los gings. Ein Aufstieg auf 2500 Meter. Besondere Eigenheit der Landschaft sind neben der hohen Berge die unzähligen, zum Teil türkisfarbenen Seen. Trotz der Pracht der Natur war es wieder ein sehr heftiger Tag. Die Nacht war nicht erholsam, mein Blasen piesackten mich und der Rucksack war wie immer zu schwer. All das machte mir neben meiner schlechten Kondition zu schaffen.

Ich frage mich: Warum tut ich mir das an? Die Antwort ist nicht leicht und kann sicherlich nicht nur mit dem schönen Naturerlebnis erklärt werden. Es steckt mehr dahinter. Sich spüren, sich beweisen...das Außergewöhnliche?

Jedenfalls kam ich ziemlich erledigt in der Preinthaler Hütte an, wo ich abends noch ein nettes Gespräch mit einem Paar aus St. Pölten hatte. Die Chefin der Hütte nahm sich meiner Blasen an. Über Nacht mit einem leichten Pflaster und Betaisodona. Morgen früh gibt's dann was Spezielles.

 

Neuer Versuch meine Blasen dauerhaft zu verbinden, damit sie heilen können. Die Zutaten dazu: Blasenpflaster, Sprühpflaster, Tapeverband. Das Ganze gut gemischt sollte dauerhaft helfen. Schon nach den ersten Schritten merkte ich, dass auch diese Mischung der Reibung meiner Bergschuhe nicht standhalten würde. Es wurde wieder sehr schmerzhaft, zumindest bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Schmerzen in meinen Oberschenkeln die Oberhand gewannen. Dennoch war es eine wunderbare Tour von der Preinthaler Hütte durch den Klafferkessel mit den zahlreichen Bergseen, über den 2618 Meter hohen Greifenstein bis zur Gollinghütte. Wunderbare Naturerlebnisse drängten die Schmerzen in die zweite Reihe. Bei der Gollinghütte befand sich ein wunderbarer Wildbach. Wie ein Willkommensgruß und eine Einladung gleichzeitig. Rucksack runter, Kleidung weg und rein in den eiskalten Bach. Wunderbar bei der Hitze. Volle Belohnung! Auch der Abend war sehr nett mit einer Gruppe aus Graz. 


Roland Wiednig beim Klafferkessel

Weiter Keinprechthütte und Obertauern. Sehr schlechtes Wetter. Zum Teil auch schon gefährlich. Alles war nass und es bestand bei jedem Schritt die Gefahr auszurutschen. Leider brennen meine wunden Füße weiterhin extrem. Keine Besserung, eher eine Verschlechterung. Pause ist wohl angesagt, auch wenn es frustrierend ist.

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Mit Spezialsocken und Einlagen gings bei Regen und sehr schlechter Sicht weiter. Meine Erwartungen auf ein gutes Essen und eine warme Unterkunft wurden bei der Südwiener Hütte enttäuscht. Dauerhaft geschlossen. Das Notlager war offen. Also doch ein bescheidener Luxus. Das Leben in den Bergen verändert die Werte. Da kann es schon sein, dass ein Notlagen zur Luxusunterkunft wird. 

 

Am nächsten Morgen ist eine extrem schlechte Sicht. Ich wage die Fortsetzung meiner Wanderung, verlasse meine luxuriöse Bleibe und taste mich von Markierung zu Markierung auf einer Höhe über 2000 Meter zur Franz Fischer Hütte. Eine fantastische Hütte, modern mit fantastischer veganer Küche und mit Tom, dem sympathischen Hüttenwirt und Weitwanderer. Ich durfte mich an seiner Wanddokumentation verewigen. 

Dieser Tag war sehr herausfordernd, da ich aufgrund des starken Nebels immer auf der Suche nach dem richtigen Weg war. Leicht kann man davon Abkommen und dann kann es gefährlich werden. 

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Diese Nacht in der Hütte habe ich tief und fest geschlafen. Am nächsten Morgen herrschte unter dem Hüttenpersonal und den Gästen helle Aufregung. In der Nacht ließ ein heftiges Unwetter mit Extremböen die Hütte wackeln. Auch am Morgen war der Wind noch sehr stark. Ich möchte unbedingt weitergehen, wartete jedoch noch bis zum späten Vormittag, als der Wind etwas nachließ und genoss ein ausgedehntes Frühstück.

 

Ich genieße die Aufenthalte in den Hütten und treffe dort immer ganz unterschiedliche und interessante Menschen zum Plaudern. Den Tiroler Flugretter, der mir wertvolle Tipps gab, den Landwirt, der seine Ansichten zu einer nachhaltigen Tierzucht erläuterte, eine Gruppe junger, lustiger Grazer, zwei Deutsche mit interessanten Ansichten und viele mehr. Auch die Hütten selbst und deren Pächter sind sehr faszinierend. Von modern, aufgeschlossen bis engstirnig und grantig. 


Ich querte das Großarltal, das Gasteinertal und das Rauristal bis Zell am See. Besondere Punkte waren dabei der Gamskarkogel, der angeblich höchste Grasberg Europas, mit der Gamskarkogelhütte, der ältesten Schutzhütte Österreichs aus dem Jahr 1828 und die Kitzlochklamm zwischen Rauris und Trattenbach. Fantastische Ausblicke, Naturerlebnisse und Begegnungen.


"Ich spüre mich gut. Ich merke, dass da mehr ist als nur ich und die anderen. Etwas, das sich außerhalb meiner herkömmlichen oberflächlichen Wahrnehmung befindet. Etwas, das nur hier auf dem Berg, mit all der Anstrengung und den Schmerzen spürbar ist. Ein Hauch von Ewigkeit."


Roland Wiednig Gamskarkogel Sonnanaufgang

 
 
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